Wenn der schöpferische Prozess zum Inhalt wird
von Madeleine Schüpfer, erschienen in „Oltner Tagblatt“
Erscheinungsdatum: 12.03.2007

Unter dem Patronat der Imagegruppe Kultur des Kantonsspitals Olten findet vom 23. Januar bis am 30 .März 2007 im Eingangskorridor und in der Cafeteria des Spitals eine Ausstellung mit Skulpturen und Bildobjekten von Wilhelm Kufferath von Kendenich aus Trimbach statt, die in sich von einmaliger Ausstrahlung ist.

Der Künstler Wilhelm Kufferath von Kendenich macht es einem nicht leicht, dass man seinem kreativen Schaffen auf den Grund kommt, zu vielschichtig setzt er sich mit den unterschiedlichsten Sparten der Kunst auseinander. Er dichtet und schreibt, inszeniert philosophisch und psychologisch geprägte Theater oder Wortspiele, kombiniert mit Musik , hält fesselnde Vorträge und Reden über die Kunst, und ist zudem ein ernsthaft schöpferischer Mensch, der sich selbst ständig auf der Spur ist.
In dieser Ausstellung zeigt er Bildobjekte, die einen durch ungewohnte Oeffnungen, Verschiebungen, rhythmische Durchbrechungen, durch Diagonalen oder in den Rondellen durch unerwartete Linienvertiefungen überraschen und einen zum Denken herausfordern, weil nichts so ist, wie man es eigentlich erwartet, und weil jeder Rhythmus zugleich einem anderen zugeordnet werden kann. Jede Variation oder Repetition ist zugleich der Veränderung ausgesetzt, einzelne Elemente lösen sich aus dem Ganzen, setzen ein Zeichen und machen einem erkennbar, dass in jeder scheinbaren Ordnung auch das ungeordnete Element vorhanden ist und dass es nur eine kleine Geste braucht , um es aktiv werden zu lassen. Diese raffinierten Verschiebungen und Aufbrüche, diese zum Teil witzigen oder ironisch gemeinten Veränderungen geben einem Rätsel auf, möchte man doch erkennen, worin ihr Sinn besteht, und dabei ist die Frage nach dem Sinn so sinnlos , da man an einem Prozess der ständigen Veränderung teilnimmt, der wohl auf Harmonie ausgerichtet ist, aber auch ueberraschende und unerwartete Akzente zulässt, die diese Harmonie durchbrechen.
Wilhelm Kufferath von Kendenich ist ein Macher der besonderen Art, wenn andere aufhören, beginnt er erst recht an seinen Objekten zu arbeiten. Er ist ein unermüdlicher Tüftler, der nach Ungewohntem sucht, nach dem überraschenden Moment, um dann dieses in grosser Selbstverständlichkeit einzusetzen.
Erstaunlich ist, mit welch handwerklichem Geschick er an seine Bildobjekte herangeht, sie meisterlich schleift, bearbeitet, bemalt und ineinander setzt, so dass sie von einmaliger Perfektion und aesthetischer Schönheit sind. Besonders eindrucksvoll wirken in der Cafeteria die beiden grossen, farbigen Bildobjekte in Holz „ Schrei“ und „Gesang“ und auch jenes mit dem Titel „ Kind am Fenster“. Die Figuren sind als Teilfragmente markiert. Beim Schrei öffnet sich der Mund in verkrampfter, eckiger Linie, beim „“Gesang“ wirkt alles rund und harmonisch in den lebensbejahenden Farben Rot und Gelb . Beim “Kind am Fenster“ taucht ein gelber Kopf in kindlicher Neugierde aus den roten, über einander geschobenen Flächen heraus.

Interessant sind auch seine Skulpturen in Bronze gegossen, Unikate von grosser Ausdruckskraft. Hier spielt er mit überraschenden Oeffnungen, Verdichtungen, mit Bewegungen. Setzt Weiches, Fliessendes in Kontrast zu Starrem, Fixiertem. Der Würfel als Form interessiert ihn aus seiner Klarheit heraus, wobei er ihn verändert, durchbricht, auf eine eigenwilligen Art transparent macht. Um die Schönheit der kleineren Bronzeskulpturen zu erkennen, muss man sich Zeit lassen, den Details auf den Grund zu gehen, muss man sich auf das Spiel mit Harmonie und Gegenharmonie einlassen und auch bereit sein, das Hintergründige der Aussage mit einzubeziehen, auch wenn sie einen irritiert.
Wilhelm Kufferath von Kendenich ist es wichtig, dass seine Arbeiten perfekt und in sich geschlossen realisiert werden, dass sie seine persönliche Handschrift tragen und aufzeigen, dass im sorgfältigen Bearbeiten des Materials viel Erkennung liegt, und dass jeder Prozess, mag er noch so unbedeutend sein, den Weg zur Gesamtaussage öffnet.
Es ist dies eine spannende Ausstellung, die einen, wie dies Peter Killer in seiner Rede sagte, in Sphären entführt, die nichts Vergleichbares finden lassen.
Von fast kindlicher Neugierde getrieben geht der Künstler ständig neuen Ideen nach, wagt Ungewohntes und Spannendes und signalisiert viel Lust und Lebensfreude am Machen. Vielleicht ist dies das Geheimnis des Künstlers, dass er weiss, dass nur ein Leben Sinn macht, das aus sich selbst heraus Kraft schöpfen kann, aus der schlussendlich jede Art von schöpferischer Fantasie aktiviert wird. Die Vernissage wurde eindrucksvoll musikalisch umrahmt von dem begabten Flötenspieler Philipp Ackermann aus Huttwil, der auf den verschiedenen Instrumenten einem die Flötenmusik sensible nahe brachte und für poesievolle Verzauberung sorgte.